Sonne, Mond und Sterne

Schnitzeljagd und Rätselrallye in Wien und Graz

Franz von Assisi

Ein Mann in einer Kutte, zum Himmel blickend und umgeben von Mond und Sternen, Blumen, Fischen und sogar einem Hasen. Unglaublich klein erscheint die vom italienischen Minoriten und Künstler Frate Nazareno Panzeri 2003 signierte Statue im Vergleich zur monumentalen Minoritenkirche, deren Baugeschichte bis in das 13. Jahrhundert zurückgeht. Sie ist kaum erhöht und scheint nahezu am Boden zu stehen. Der Mann, der in dieser Statue dargestellt ist, wurde immer wieder als Poverello bezeichnet – der kleine Arme, der sich nie höher als andere stellen wollte.

Dargestellt ist der Hl. Franziskus von Assisi (1181/82 – 1226), der in Italien lebte und als Gründer des auch die Minoriten umfassenden Franziskanerordens in die Kirchengeschichte einging. Gleichzeitig sind seine Ideale und Vorstellungen wie die von ihm gelebte Armut bis heute in ihrer Wirkung von ungebrochener Kraft. Bekannt ist er auch als Schöpfer des „Sonnengesangs“, in welchem er Gott mit all seinen Geschöpfen lobt. Dieses Loblied, das in den 20er Jahren des 13. Jahrhunderts in altitalienischer Sprache geschrieben wurde, scheint in dieser Statue seinen Niederschlag gefunden zu haben. Franziskus lobt in dem in die Weltliteratur eingegangenen Lied Gott für die Geschöpfe des Himmels: Mond und Sterne erscheinen am Gewand von Franziskus. Als drittes Gestirn erscheint die Sonne auf seiner Brust. Oder handelt es sich um die Darstellung der Stigmatisation des Heiligen, der stets dem Leben Christi folgen wollte? Den Erzählungen seiner Gefährten nach wäre ihm ein Engel erschienen und es seien in der Folge die Wundmale Christi vom Kreuze auf seinem Körper zurückgeblieben. Dies würde auch den verklärten Blick des Heiligen gegen den Himmel erklären. Es ist eine der berühmtesten Erzählungen aus dem Leben des Hl. Franziskus, der in der Kunst dann meist mit Strahlen dargestellt wird.

Im „Sonnengesang“ preist Franziskus weiters die irdischen vier Elemente. Das Feuer lodert auf der Bodenplatte rechts hinter der Figur, das Wasser wird symbolisiert durch allerlei Wassergetier auf der linken Seite. Das schwingende Gewand ist sehr wahrscheinlich als Luft bzw. Wind zu interpretieren. Auch der Vogel an seinem Knie deutet auf dieses Element hin. Rechts unten ist das Element Erde, symbolisiert durch eine Blume, einen Käfer und einem kleinen Hasen, zu erkennen. Franziskus sah in all diese himmlischen und irdischen Wesen und somit auch in den Tieren Schwestern und Brüder. Sein Biograf berichtet, dass er einmal ein Häschen aus der Schlinge befreite, mit ihm sprach und ihm die Freiheit geben wollte. Dieses wollte aber immer zu ihm zurückkehren. Franziskus predigte sogar Fischen und Vögel und verstand sie als vernunftbegabte Wesen. Die Taube auf dem Knie des Heiligen weist auf eine dieser Erzählungen hin.

Dieses geschwisterliche und achtsame Verhältnis zu Schöpfung und zur Natur hat Franziskus für die heutige Zeit so bedeutend gemacht. Der Heilige wurde er in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts zum Patron für Ökologie und Umweltschutz ernannt, 2015 bezog sich Papst Franziskus II. in seiner Öko-Enzyklika auf ihn. Im „Sonnengesang“ ruft Franziskus zum Frieden und zur Versöhnung auf. Aufgrund seiner nicht nur schriftlich festgehaltenen sondern auch gelebten Ideale dient Franziskus bis heute in Friedensbewegungen wie auch im Rahmen des interreligiösen Dialogs als Vorbild.

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